AKTUELLES / NEUES 

 

Hier finden Sie interessante Artikel, Zitate, Überlegungen. Ziel ist den Horizont zu erweitern, zu hinterfragen, zu erkennen - so weit dies überhaupt möglich ist... Es wird niemals DIE Wahrheit gefunden werden, der Mensch als ewig Suchender findet jedoch Sinn im Suchen selbst, jeder aufs Neue, jede Generation aufs Neue, jedes Volk aufs Neue. Fortschritt erscheint so als Illusion im Theater der Menschheitsgeschichte. Ein jeder hat seinen Weg zu gehen... Sie werden hier viel Weises finden und doch letztlich kaum weiser werden - das lehrt der Blick in die Geschichte. Gelernt wird durch Erfahrung, durch Emotionen... und nur wenig aus Büchern. Wozu dann überhaupt? Weil wir sind. Es ist an uns das Sein zu Füllen, die Geschichte zu schreiben, das Geschehen und Geschehene zu deuten. Wir sind frei - ob wir wollen oder nicht... und wir sind gefangen in unserem eigenen Gefängnis, sofern wir dies brauchen. Unser Erkennen im Äußeren ist begrenzt durch unsere Möglichkeiten der Wahrnehmung, welche wiederum geprägt ist von unserem Glauben, unserem Denken, unseren Überzeugungen. Wir sind Teil einer Welt die wir selbst erschaffen. 

 

4Diskussionsthread  "Ein neues Denken im globalen Wandel"

4Diskussionsthread  "Weisheiten und Nachdenkenswertes"

 

 

Lesenswert:

 

Erfolg hat, wer glücklich ist  (19.12.2005)

 

Eine zentrale Aussage in meinem Weltbild: wir sind Teil einer Welt die wir selbst erschaffen - das kybernetische Prinzip der Rückkopplung, eine kausale Kreisbeziehung, was etwa auch bei NLP Anwendung findet.

 


 

Zum Nachdenken:

 

Nicht der Mensch mordet, sondern sein Gehirn  (10.10.2005)

 

Nicht der Mensch mordet, sondern sein Gehirn. Das behaupten seit einiger Zeit führende deutsche Neurowissenschaftler. Unser freier Wille sei in Wirklichkeit nur eine Illusion, die uns unser Gehirn vorspielt, sagt Gerhard Roth, Direktor des Instituts für Hirnforschung  an der Universität Bremen. Schon vor unserem subjektiven Entschluss, etwas zu tun, habe das Hirn sich bereits dafür entschieden. Deshalb könne bei Verbrechen nicht mehr einfach von Schuld gesprochen werden.

 


 

Lesenswert:

 

"Die Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit"  (02.07.2005)

 

Götz Werner, der Chef der Drogeriemarktkette DM im Interview

 

"Unsere Fähigkeit, Dinge zu produzieren, übersteigt unseren Bedarf, Dinge zu konsumieren. Das ist eine ganz einfache Tatsache, und keine Arbeitsmarktreform kann daran etwas ändern. [...] Die Frage, die mich wirklich umtreibt, ist eine andere. Wir steuern auf eine Gesellschaft zu, in der die Arbeit verschwindet. Und die Frage ist nur, was die Menschen dann alle mit ihrer Zeit anfangen. Das ist eine Kulturfrage. Das Problem, das wir haben, liegt nicht auf dem Arbeitsmarkt sondern eigentlich in der Kultur. Leider ist dieses Thema im Bewusstsein der Gesellschaft kaum vorhanden. Aber genau hier müssen wir ansetzen."

 


 

Ein lesenswerter Text über die Entwicklung des Kapitalismus:

 

Fegefeuer des Marktes  (21.07.2005)

 

"Ganz ähnlich hat der amerikanische Soziologe Richard Sennett in unserer Serie die Lähmung jeden selbstständigen Handlungsimpulses beschrieben. »Die neue Unsicherheit ist keineswegs nur eine unerwünschte Folge der unsteten Märkte; sie ist in den neuen Kapitalismus einprogrammiert. Sie ist kein ungewolltes, sondern ein gewolltes Element.« Mehr noch: Sie ist tief in die Organisationsstruktur moderner Unternehmen, mit ihren flachen Hierarchien und ständigen Wechseln in der Führungsebene, eingelassen."

 


 

Ein für die Kürze des Textes sehr tief gehender und weit reichender Text:

 

Erkenne dich selbst! - Werde, der du bist! - Eugen-Maria Schulak über den Ursprung philosophischen Denkens.

 

"Mit Kant - und später mit den Bemühungen der Konstruktivisten - wurde dann deutlich, dass Philosophie letztlich nichts anderes als Selbsterkenntnis sein kann. Kants Verdienst war es zu zeigen, dass das, was erkannt wird, von dem, der es erkennt, zwangsläufig abhängt, und zwar insofern, als der Erkennende das Erkannte notwendig konstruiert. Das bedeutet, dass die Wirklichkeit nicht so erkannt werden kann, wie sie an sich ist, sondern nur in jener Gestalt, in der sie für uns als solche erscheint. [...] Selbsterkenntnis wird so zu einem Persönlichkeit bildenden und Persönlichkeit schaffenden Element. [...] Dies ist vielleicht das tiefste Geheimnis des philosophischen Denkens: Es ist nur scheinbar auf der Suche. Denn seine Wirklichkeit bedeutet - so pathetisch es auch klingen mag - Offenbarung, Entwicklung und Ausweitung von dem, was in einem ist bzw. sich willkommen eingefunden und sich ungehindert aufgedrängt hat. [...] Es ist schlichtweg unmöglich, in der Funktion eines neutralen Beobachters über die Menschen und ihre Welt zu denken. Unser Votum hat zwangsläufig hypothetischen Charakter. Diese vorwiegend spätmoderne und überaus ernüchternde Einsicht hat die meisten Philosophen schon längst um ihre Illusion gebracht, mit Pathos die Wahrheit zu sagen."

 


 

Ein überaus lesenswertes Interview mit dem US-Ökonom Jeremy Rifkin:

 

Langfristig wird die Arbeit verschwinden  (29.04.2005)

 

Auszug:

Was ist das zweite Pseudoargument?

 

Rifkin: Das ist auch so eins für die Wahlreden: Wir müssen die Leute nur richtig ausbilden oder weiterbilden und schon ist das Beschäftigungsproblem gelöst. Nehmen wir mal an, man könnte tatsächlich alle fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland so fortbilden, wie sich die Politiker das vorstellen. Was wäre denn dann? Es gebe immer noch nicht genug Jobs. Die Zeiten der Massenarbeit ist vorbei. Wir werden nie wieder Tausende von Leuten sehen, die aus den Fabriktoren strömen. In Zukunft wird Arbeit etwas für die Eliten sein. Für besondere Aufgaben wird man immer noch die Top-Ärzte, Top-Anwälte oder Top-Designer brauchen. Aber Durchschnittsqualität kann ein Computer oder ein Roboter billiger liefern.

[...]

 

Aber was sollen all die Leute denn machen, wenn sie keine Arbeit mehr haben?

 

Rifkin: Sehen Sie, so verbogen sind wir heute. Ich sage, die Menschen werden für den Produktionsprozess nicht mehr gebracht und Sie fragen, was sie dann bloß machen sollen. Als ob es die Erfüllung des Menschen wäre, Tag für Tag dieselbe stupide Tätigkeit auszuführen. Dasselbe Blech zu formen oder dieselben Fragen am Telefon zu beantworten. So eng definieren wir uns. Ich sage: Lasst die Maschinen das übernehmen. Aber viele Leute können sich einfach nicht vorstellen, was sie ohne Arbeit anfangen sollen. Das ist traurig.

 


 

Email über Partnerschaft und Lebensphilosophie

 

Liebe ...,

 

vielleicht schockiere ich dich damit, aber da du dich selbst als Realist darstellst, sollte mir dies erlaubt sein: Ich glaube ehrlich dass der Mensch schlichtweg nicht für dauerhafte Partnerschaften angelegt ist. Das soll nicht heißen, dass das gar nicht geht oder nicht erstrebenswert wäre, doch wenn man in die Natur blickt, findet man auch dort keine (zumindest sind mir keine bekannt) lebenslangen Partnerschaften. Man muss sich zudem fragen, was eine lebenslange Partnerschaft begründet: endlose Liebe? Vernunft? Angst? Es gibt sicher viele Gründe und leider ist die "endlose Liebe" eher selten das Motiv. Ich freue mich, wenn ich ein altes Ehepaar sehe, das schon Jahre und Krisen hinter sich gebracht hat und doch kann man nie sagen, warum sie letztlich zusammengeblieben sind. Gewohnheit? Ernüchterung (weil man ohnehin keinen anderen findet)? Bequemlichkeit? Oder doch Liebe? Ich denke, pauschal kann man das nicht beantworten, doch ich denke, man tut sich selbst keinen großen Gefallen mit allzu naiven Vorstellungen in die Ehe zu gehen.

 

[...] Kinder führen in einer Beziehung automatisch zu Stress. Sie rauben einem Schlaf, man muss sich ihnen zuwenden, ihnen alles geben was man hat. Im Prinzip heißt das, dass man seine eigenen Interessen klar unterordnen muss und dazu sind leider sehr viele Menschen zu egoistisch. (Nicht dass das falsch rüberkommt: ich glaube, Kinder groß zu ziehen ist eine der größten und schönsten Aufgaben im Leben!). Dass viele Ehen daran scheitern liegt auch im Finanziellen begründet, denn Kinder groß zu ziehen kostet Geld. Meist ist eine größere Wohnung fällig oder gar ein Haus, ein größeres Auto, etc. Und Kinder führen - wie die Ehe - zu einem Freiheitsverlust. Man ist gewissermaßen gefangen, weshalb ich deine Ansicht teile: Prüfe wer sich ewig bindet! Ich bin generell der Meinung, dass Beziehungen in "loserer Form" mehr Aussicht auf Erfolg haben, denn jeder braucht ein gewisses Maß an Freiheit. Mit Kindern ist das kaum noch zu bewerkstelligen, sodass Kinder wirklich zu einer Intensivierung führen. Wer schon vorher nicht wirklich zusammengepasst hat wird dann aufeinanderprallen. Daher sollte man sich Zeit lassen.

 

Liebe ..., es gibt jeden Tag 1.000 Gründe traurig zu sein und 1.000 Gründe glücklich zu sein... welchen willst du folgen? Denk' immer daran: der einzige der dein Leben bestimmt, der es ändern kann, der es von Glück erfüllen kann bist letztlich du selbst. Man kann sich über Kinder freuen oder sie als Last empfinden, man kann einer Finanzkrise mit Angst oder Zuversicht begegnen, man kann sich über Sonne freuen oder sich darüber ärgern, dass sie einen blendet. Für deine Kollegin wird es sicher nicht einfach, aber letztlich ist es die Art wie sie ihre Situation interpretiert, wie sich ihr Leben fortsetzt. "Wer weiß wozu es gut ist" hat meine Oma immer gesagt und genau so sollte man mit Krisen umgehen. Man weiß es nämlich nicht und es bringt i.d.R. nichts sich Stunden, Tage, Nächte, Wochen... den Kopf darüber zu zerbrechen.

 

Es bringt wenig sich oder anderen Vorwürfe zu machen, denn diese sind auf die Vergangenheit gerichtet und jene kann man nicht ändern.

Es bringt wenig Angst vor der Zukunft zu haben, denn diese kann man nicht voraussehen.

Einzig im Heute hier und jetzt kann man leben, einzig hier gilt es sich zu entscheiden ob man glücklich oder traurig sein will. Doch man sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese Entscheidung sowohl die Erinnerung an das Gestern und die Wahrnehmung und Gestaltung des Morgen beeinflusst.

 

Marco Feiten

 


 

10.07.2004

 

Amor fati

 

So viel Weisheit, schon seit Jahrtausenden... und doch immer wieder die gleichen Fehler, die gleichen Lehren... Ist der Mensch lernfähig? Oder ist er dazu verdammt, immer und immer wieder die gleichen Lehren zu wiederholen, wenn auch an anderen Orten, zu anderen Zeiten? Entwickeln wir uns wirklich weiter? Oder ist der Weltengang eine Illusion, die aus der begrenzten Wahrnehmung der Menschen hervorgeht?

 

Man kennt es doch: man liest ein Buch und sagt: Genau, ab jetzt wird alles anders... 3 Jahre später verkauft man das Buch bei eBay - es hat sich nichts verändert... nach einem zerstörerischen Krieg heißt es "Nie wieder Krieg"... 3 Generationen später finden sich die Kindeskinder auf dem Schlachtfeld wieder... Weltreiche kommen, Weltreiche gehen... Phasen der Weisheit wechseln mit Phasen der Torheit... Lehren werden vergessen und werden erneut gemacht...

 

Es mag sein, dass das Wissen unserer Spezies quantitativ zunimmt und doch macht jedes Individuum seine eigenen Erfahrungen, fängt jedes Neugeborene bei null an...

 

Die ewige Wiederkehr des Gleichen... Amor fati, denn die Hoffnung stirbt zuletzt...

 

Marco Feiten

 


 

05.04.2004

 

Emailaustausch mit einer lieben Person aus der Schweiz über den Sinn des Lebens

 

"Denkst Du, man findet je den Sinn des Lebens?"

 

Schon bei der Definition des Wortes 'Sinn' würde sich zeigen, das jeder letztlich etwas anderes darunter versteht. Dann komme ich auch wieder auf den Wahrnehmungsaspekt (siehe Email von eben): Für uns kommt als Sinn nur in Frage, was wir mit unseren gegebenen Wahrnehmungsmöglichkeiten erfassen können (Wahrnehmung im weiteren Sinn, also auch der Verstand). Möglich wäre aber ein Sinn jenseits unserer Möglichkeiten. Dies führt zu der Erkenntnis, dass wir niemals wissen werden, worin der Sinn des Lebens besteht. ABER: Dadurch dass wir darüber nachdenken können, sind wir frei den Sinn des Lebens selbst zu definieren. Leider sind wir damit überfordert. Schon die Wahl des Shampoos im Regal des Kaufhauses lässt manchen verharren, was aber wenn man tausende Optionen hat?

Ich selbst glaube dass der Sinn des Lebens nur im Leben selbst liegen kann, ein Selbstzweck. Es ist daher die glorreiche Aufgabe des Menschen - der irgendwann vor ein paar Tausend Jahren sich seiner selbst bewusst wurde (das war der Moment, in dem das Regal mit den etlichen Shampoos entstand) - den Sinn für sich selbst zu stiften. Es ist nun auch mal der Mensch der wahrnimmt und bewertet. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist vergleichbar mit der Frage eines Malers nach dem Sinn der Farben.

"Alle Philosophen der Welt haben darauf keine Antwort gefunden, oder?"

 

Um ehrlich zu sein weiß ich das nicht, aber angenommen einer hätte ihn gefunden, dann müsste das doch schon in der ersten Schulklasse vermittelt werden. Nein, der Sinn des Lebens ist das Leben. Machen wir etwas daraus!

 

Marco Feiten

 


 

20.02.2004

 

Die Suche nach dem Sinn...

 

von Marco Feiten

 

Die Menschen treibt eine Sehnsucht nach einem höheren Sinn, im Kollektiv hoffen sie, dass hinter den chaotisch anmutenden Entwicklungen im Leben ein Prinzip wirkt. Trotz der Erkenntnisse von Einstein, Heisenberg & Co. hoffen sie, dass das Dasein ein Ziel verfolgt, dass wir kein Produkt des Zufalls sind.

 

Die Menschheit bewegt sich auf eine Krise hin, die schon Jahrzehnte latent im Verborgenen schlummert. Diese Krise wird als Finanz- und Wirtschaftskrise inszeniert werden, doch dahinter steht eine gesellschaftliche kollektive Sinnkrise. Die Menschheit hat noch immer nicht den „Tod Gottes“ verkraftet, den sie selbst herauf beschworen hat. Wir haben beobachtet, geforscht, nachgedacht, nahmen den Schleier des Mythischen, pressten den Zauber der Natur in Formeln... und verloren dabei den Glauben, das Gefühl der Geborgenheit welches "höhere Kräfte", Götter etc. baten. Bonifatius nahm den Germanen die Donareiche. Doch er ersetzte nur die Sinngebung durch eine neue. Die moderne Wissenschaft jedoch hat keinen Ersatz geschaffen (auch wenn ihre Erkenntnisse viele Wissenschaftler aufgrund der Perfektion der Natur zum Glauben führte).

 

Ob sich Nietzsche dessen voll bewusst war sei dahingestellt, doch er sah die Krise des christlichen Glaubens kommen, die eine Krise unserer kulturellen Wurzel darstellt. Nietzsches prophetische Worte, gekleidet in eine fantastische kraftvolle Sprache:

 

"Wohin ist Gott?" rief er, "ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet - ihr und ich! Wir sind seine Mörder! Aber wie haben wir das gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittag angezündet werden? Hören wir noch nichts von dem Lärm der Totengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch nichts von der göttlichen Verwesung? - auch Götter verwesen! Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet - wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine größere Tat - und wer nun immer nach uns geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war!"

 

Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, daß sie in Stücke sprang und erlosch. "Ich komme zu früh", sagte er dann, "ich bin noch nicht an der Zeit. Dies ungeheure Ereignis ist noch unterwegs und wandert - es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen. Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne braucht Zeit, Taten brauchen Zeit, auch nachdem sie getan sind, um gesehen und gehört zu werden. Diese Tat ist ihnen immer noch ferner als die fernsten Gestirne - und doch haben sie dieselbe getan!"

 

Man erzählt noch, daß der tolle Mensch desselbigen Tages in verschiedenen Kirchen eingedrungen sei und darin sein Requiem aeternam deo angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gesetzt, habe er immer nur dies entgegnet: "Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Gräber und die Grabmäler Gottes sind?"  (Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft)

 

Noch heute haben wir nicht verkraftet was wir selbst heraufbeschworen, vorangetrieben haben. Noch immer wollen wir nicht erwachsen werden, unser Schicksal in die Hand nehmen, doch gleichwohl wissen wir dass daran kein Weg vorbeiführt. Ein neues Denken wird aus der heraufziehenden Krise hervorgehen, ein neues Verständnis. Doch bis dahin bleibt die Welt im Umbruch...

 

 


 

Mit unendlichem Gespür vernimmt die Seele Töne, die das Ohr nicht hört,
und sieht, was den Augen verborgen bleibt,
durch alle Zeiten, Räume hin und über sie hinaus.
Grenzenlos, ursprünglich ist ihr Wissen – ihre Erinnerung.

 

I Ging

 


 

Matrix Refused  (13.06.2003) - Leben wir alle in einer Computersimulation?

 

Ein spannender Gedanke, der so abwegig nicht ist...

 


 

Das folgende Interview wurde bereits 1998 geführt und ist doch aktueller denn je. Der Philosoph und Physiker Heinz von Foerster über die Entwicklung der Kybernetik, die Computermetapher des Geistes und die Versuche, das Gehirn zu verstehen:

 

Wir sehen nicht, daß wir nicht sehen  (15.04.1998)

 

"[...] Was entsteht, ist eine vollkommene andere Haltung gegenüber dem, was man erklären will. Man gerät in eine Schleife hinein, die einen mit dem jeweiligen Gegenstand und Objekt der Betrachtung verbindet. Man muß nicht nur das Gehirn eines anderen erklären, sondern auch noch das eigene, mit dem man diese Erklärung ausarbeitet. Auf einmal sprechen die Kybernetiker über sich selbst, auf einmal entsteht eine Kybernetik der Kybernetik oder eine Kybernetik zweiter Ordnung: Die Kybernetik erster Ordnung trennt das Subjekt vom Objekt, sie verweist auf eine vermeintlich unabhängige Welt `da draußen´. Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär: Man lernt sich als einen Teil der Welt zu verstehen, die man beobachten will. Die gesamte Situation der Beschreibung rutscht in einen anderen Bereich, in dem man plötzlich für seine eigenen Beobachtungen die Verantwortung übernehmen muß."

 


 

"Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. 

Wenn viele gemeinsam träumen,

ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit."

 

Friedensreich Hundertwasser

 


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